Pressemitteilung

10.11.2022

Fachaustausch zum Thema rassistische Polizeigewalt in der Jugendhilfe

Foto: Denise Tscharntke

BEW II Großteamsitzung mit den Kolleg*innen des Jugendhaus Chip

Alle zwei Monate treffen sich die Teams aus dem Kooperationsverbund BEW II (Jugendwohnen 55, BEW Wuhlheide und BEW Mehringdamm) zur gemeinsamen sogenannten Großteamsitzung. Im Idealfall gibt es immer eine Mischung aus gemeinsamen internen Themen sowie inhaltlichem Input, und so war es diesmal auch.

Zunächst gab es eine kleine Nachbesprechung des gemeinsam organisierten Sommerfestes im Juli (wie schnell die Zeit vergeht!). Dieser schloss sich ein Ausblick auf das Sommerfest im kommenden Jahr an, welches alle vier Einrichtungen wieder für die jungen Menschen zusammen gestalten wollen.

Im zweiten Teil bekamen wir Besuch von zwei tollen Menschen der KOP Berlin. KOP ist die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt, welche sich zum Ziel gemacht hat, auf verschiedenen Ebenen institutionellem Rassismus entgegenzutreten. Hierzu machen sie viel politische Öffentlichkeitsarbeit, konkrete Unterstützungsarbeit betroffener Menschen und Bildungsarbeit für andere Unterstützer*innen.

Hintergrund unserer Einladung waren aufkommende Unsicherheiten im Betreuungsalltag im Umgang mit der Polizei. Diese wurden auch hervorgerufen durch die Tötung eines Schwarzen 16- Jährigen in Dortmund durch die Polizei, welcher im Rahmen der Jugendhilfe betreut wurde. Damals hatte eine Fachkraft die Polizei zur Unterstützung gerufen, da sich der junge Mensch ein fünfzehn bis zwanzig Zentimeter langes Messer an den Bauch hielt. Der Polizeieinsatz endete mit tödlichen Schüssen aus einer Maschinenpistole durch die Polizei.

Die von uns betreuten jungen Menschen werden i.d.R. nicht als weiß und deutsch gelesen, sie sind im Alltag immer wieder von rassistischen Polizeikontrollen betroffen. Auch kommt es immer wieder zu unangemessenen Polizeieinsätzen in den Trägerwohnungen, welche zu Angst und (Re-) Traumatisierungen führen können.

Genau darum ging es in unserem Fall. In einem offenen Workshop-Format sind wir in einen Erfahrungsaustausch zum Thema Zusammenarbeit mit der Polizei im Rahmen der Jugendhilfe gegangen. Wir wurden darin geschult, was im Umgang mit der Polizei wichtig ist, gerade in Bezug auf das dominante Verhalten, zu dem die Polizei ihrerseits geschult wird. So haben wir auch nochmal klar erfahren, dass der Polizei am Telefon keine Auskünfte gegeben werden müssen, die nicht auf einem Personaldokument stehen, zuzüglich der Religionszugehörigkeit. Auch unterliegen Sozialarbeiter*innen/ Sozialpädagog*innen einer Schweigepflicht, welche nur in bestimmten Ausnahmefälle gebrochen werden darf. Der Workshop war für uns sehr lehrreich und erst der Anfang der internen Auseinandersetzung mit dem Thema. Denn letztlich geht es hier darum, die vielen von uns betreuten und von Rassismus betroffenen Menschen angemessen in Krisensituationen unterstützen zu können.

Der Workshop wurde mit Begeisterung und dem Wunsch nach viel weiterem inhaltlichen Austausch dieser Art von allen Anwesenden aufgenommen.