Pressemitteilung

11.07.2023

Jugendhilfe im Kollaps

 

Die Berliner Kinder- und Jugendhilfe steht seit Jahren kurz vor dem Kollaps.

In den letzten Jahren haben fast regelmäßig verschiedene Bezirksjugendämter protestiert, um auf ihre Überforderung hinzuweisen (zu wenig Personal, zu hohe Fallzahlen).

Diesmal hat der Kindernotdienst die Reißleine gezogen. Anfang des Jahres hatten die Kolleg*innen mal wieder eine Überlastungsanzeige gestellt und letzten Monat dann einen Brandbrief veröffentlicht: Es fehlt an räumlicher und personaler Ausstattung und an Perspektiven – für die Kolleg*innen, wie auch für die Kinder. Immer häufiger kommt es zu Kindeswohlgefährdungen innerhalb des Notdienstes und immer häufiger werden Kinder fast dauerhaft dort betreut, weil es an Anschlusshilfen fehlt.

Diese Situation macht sich auch für uns bemerkbar: Es gibt sehr viele Anfragen auf nur wenige Plätze und immer häufiger handelt es sich dabei um Kinder und Jugendliche mit komplexen Bedarfen. Hinzu kommt, dass überall Gelder fehlen und die Jugendämter oftmals darauf drängen, Stunden abzusenken und Hilfen schnell zu beenden (auch in die Obdachlosigkeit oder Sammelunterkünfte).

Neben der ohnehin schon akuten Situation plant der neue Berliner Senat weiter massive Einsparungen und Kürzungen im sozialen Bereich, dadurch droht die anhaltende schwelende Krise weiter zu eskalieren.

Auf den Brandbrief folgte eine Protestaktion am 04.07.23 vor der Senatsverwaltung – um dieser und dem zuständigen Staatssekretär Herrn Liecke (CDU) die Notlage sicht- und hörbar zu machen. Aufgerufen hatte dazu ein Bündnis aus DBSH und GEW, welchem über 400 Mitarbeitende aus Jugendämtern und freien Trägern folgte – darunter auch Kolleg*innen aus Jugendwohnen 55, ProXeno, BAJ-Mehringdamm, und BEW-Wuhlheide.

Der nächste Schritt ist nun ein selbstorganisierter Kinder- und Jugendhilfegipfel am 10.10.23, um Problemlagen und Bedarfe festzustellen und konstruktive Lösungsideen und Handlungsleitlinien den politischen Entscheidungsträger*innen zur Umsetzung zukommen zu lassen. 

Fotos: PGW Berlin